Hier Teil sieben meiner Serie über Annahmen, die sich im Laufe der Zeit in der DAM-Community entwickelt haben und die wir noch einmal unter die Lupe nehmen sollten.
- In Teil 1 meiner Serie beschrieb ich diese Annahmen, die die DAM-Community heute überdenken sollte, im Rahmen eines kurzen Überblicks.
- In Teil 2 behandelte ich die erste dieser sieben Annahmen genauer und wies darauf hin, dass die Verwaltung von Inhalten über Silogrenzen hinweg immer wichtiger, gleichzeitig aber auch immer einfacher wird.
- In Teil 3 betonte ich die Gründe dafür, warum wir Inhalte heute nicht mehr nur einzig von Hand schaffen sollten.
- In Teil 4 erklärte ich, warum es so wichtig ist, kurzlebige Inhalte in DAM-Systemen zu speichern, um sie in Zukunft wiederverwenden und neu kombinieren zu können.
- In Teil 5 konzentrierte ich mich darauf, dass die Häufigkeit und Bedeutung von Videos für das DAM immer weiter zunimmt.
- In Teil 6 beschäftigte ich mich mit der sich wandelnden Rolle des DAM vom bloßen Archiv-Repository zu einer lebenden, aktiven und unternehmenskritischen Anwendung.
In diesem Blog möchte ich das Potenzial beschreiben, das eine besondere Technologie hat, die derzeit die Softwarebranche aufrüttelt: künstliche Intelligenz. Sie bietet unglaubliche Möglichkeiten für die Unterstützung von DAM-Benutzern während des gesamten Kampagnenlebenszyklus.
“Das automatische Tagging ist zwar ein netter Aufhänger, künstliche Intelligenz spielt im DAM aber keine große Rolle.”
Es ist wahr, dass um den Einsatz von künstlicher Intelligenz für das automatische Tagging von Bildern großes Aufhebens gemacht wurde, und dass andererseits viele von dieser Neuerung wenig überzeugt sind. Die Wahrheit liegt irgendwo in der Mitte - bei einigen Anwendungsfällen bietet künstliche Intelligenz große Vorteile, beispielsweise bei von Benutzern generierten Inhalten, die für das Tagging durch Menschen viel zu umfangreich sind. Allgemeine Cloud-Dienste sind jedoch noch nicht in der Lage, spezielles Vokabular anzuwenden, doch auch hier werden täglich weitere Fortschritte erzielt.
Unabhängig davon jedoch, was Sie über automatisches Tagging denken, können uns Maschinenlernen und maschinelle Analysen im Bereich DAM noch wesentlich vielfältiger unterstützen. In diesem Beitrag möchte ich acht weitere Arten vorstellen, auf die diese neue Technologie den Asset-Lebenszyklus vereinfachen und beschleunigen kann. Diese Ideen werden Sie 2018 höchstwahrscheinlich im einen oder anderen Produkt wiederfinden. (Und ich verspreche, dass ich im Rest des Beitrags automatisches Tagging nicht noch einmal erwähne!)
Folgen wir der Einfachheit halber dem grundlegenden Entwicklungsprozess einer Kampagne.
Projekterstellung: Ein intelligentes System sollte die vergangene Performance während der unterschiedlichen Schritte des kreativen Prozesses berücksichtigen, um Zeitrahmen für Lieferungen anzugeben. Besonders leistungsfähige Individuen sind meistens zu zuversichtlich, dass sie ihre Liefertermine einhalten können - Nachforschungen zeigten, dass die Wahrscheinlichkeit der Einhaltung eines Liefertermins, der man sich zu 90 % sicher ist, gerade einmal bei 50 % liegt. Hm. Computer sind zu dieser Art Selbstüberschätzung nicht fähig und können Sie also dabei unterstützen, Ihre Erwartungen auf ein realistisches Maß herunterzuschrauben.
Fotoshooting: Wenn Sie mit einer Agentur oder einem Freiberufler zusammenarbeiten, der Inhalte in Ihr System hochlädt, ist es doch umständlich, jedes Mal die IT bitten zu müssen, Zugangsdaten zu erstellen und einen eigenen Ordner anzulegen. Ihr System sollte intelligent genug sein, die Kontaktdaten mit dem entsprechenden Projekt zu verknüpfen, sodass ein allgemeiner Ordner verwendet werden kann, von dem aus das System Inhalte automatisch in den richtigen Ordner überträgt.
Suche und Auswahl von Aufnahmen: Als Marketingmanager, der hochgeladene Inhalte prüft, stoßen Sie manchmal auf wirklich inspirierende Inhalte. Das DAM schlägt ähnliche Inhalte aus dem Repository vor, die für Sie ebenfalls interessant sein könnten. Dabei werden auch stets Nutzungsrechte und Genehmigungen berücksichtigt.
Erstellung der Anzeige: Während der Erstellung der eigentlichen Anzeige können DAM-Systeme Kreativmanager dabei unterstützen, Retusche, Layoutarbeit und andere Aufgaben anhand historischer Daten zuzuweisen. Ist beispielsweise eine knappe Deadline zu erfüllen, können Inhalte an Mitarbeiter des Teams gepusht werden, die in der Vergangenheit meist sehr zügig gearbeitet haben.
Prüfung und Genehmigung kreativer Inhalte: Jetzt ist es an der Zeit, Inhalte zu überprüfen. Bei komplexeren Inhaltstypen (wie beispielsweise Videos mit zahlreichen Markennennungen, mehreren Schauspielern und Sprechern, Musikquellen und Archivaufnahmen) kann es schwierig sein, einen Überblick über die Nutzungsrechte zu behalten. Bei anderen Inhaltstypen, wie Archivfotos, kann der Vorgang sehr viel einfacher ausfallen. Intelligente DAM-Systeme verfügen über Daten zu Nutzungsrechten, die mittels Algorithmen für die maschinelle Sprachverarbeitung aus hochgeladenen Verträgen extrahiert und nach vorgesehener Region, Medientypen und Daten der zu bearbeitenden Kampagne angeordnet werden - oder es kann ein automatisches System für Rechteverwaltung verwendet werden. Somit wissen Sie jederzeit, welche Nutzungsrechte Sie haben. Diese Algorithmen sind jedoch nicht notwendigerweise perfekt, insbesondere bei sehr komplizierten Verträgen. Hier kommt die KI ins Spiel: Sie bestimmt den Grad der Komplexität und das Risiko. Ein mit KI ausgestattetes DAM-System kann hochgradig komplexe, risikoreiche Inhalte zur Prüfung an einen Menschen senden und gleichzeitig automatisch sicherstellen, dass Inhalte mit weniger komplexen Nutzungsrechten die Anforderungen der Benutzer erfüllen. So sparen Anwender viel Zeit bei der manuellen Bearbeitung.
Prüfung und Genehmigung durch das Marketing: Unsere Inhalte wurden geprüft, genehmigt und livegeschaltet. Der Star, der unsere Marke aktuell vertritt, begeht einen Fehler, der für die gesamte Marke eine Krise nach sich zieht. Wir müssen uns auf unsere Archivsysteme stürzen und herausfinden, wo die von ihm eingeschlossenen Inhalte platziert wurden, damit sie so schnell wie möglich ersetzt oder offline genommen werden können. DAM-Systeme mit ausgereiften Asset-übergreifenden Berichterstattungssystemen sollten dazu in der Lage sein, die Stellen zu identifizieren, an denen Inhalte mit dieser Person veröffentlicht wurden. Integrierte KI-Algorithmen wie Google Vision können uns zusätzlich durch eine Bildersuche und Abstimmung mit allen passenden Bildern im Internet unterstützen. (Google Vision wird hauptsächlich für die KI-Aufgabe genutzt, von der ich versprochen hatte, sie nicht mehr zu erwähnen… Wussten Sie, dass die Anwendung auch das Internet durchsucht?)
Markenportal: Wir haben Kampagneninhalte auch auf unserem Markenportal veröffentlicht, sodass unsere Einzelhandelspartner sie einsetzen können. Wenn diese Partner unser Portal durchsuchen, können wir weitere passende Inhalte vorschlagen, an die sie möglicherweise noch gar nicht gedacht hatten.
Archivierung: Zu guter Letzt ist die Kampagne abgeschlossen und soll nun archiviert werden. Es ist wenig sinnvoll und zudem sehr teuer, sämtliche Kampagnen in extrem hochverfügbaren Speichersystemen mit geringer Latenz aufzubewahren. Heute können Sie eine allgemeine Einstufungsrichtlinie festlegen. So kann beispielsweise entschieden werden, fertig produzierte Assets in Speichersystemen mit mittlerer Latenz aufzubewahren und das Dateiarchiv für laufende Arbeiten - nützliche Inhalte für die Wiederverwertung von Spezialeffekten, Musikdateien oder herausgeschnittene Szenen - in einen deutlich weniger kostspieligen Speicher mit geringerer Verfügbarkeit und höherer Latenz zu verschieben. Es ist jedoch schwierig, eine solche Richtlinie stets zu befolgen und dabei keinen Fehler zu machen. Intelligente Systeme ermitteln automatisch das Nutzungsmuster und identifizieren Inhalte, die höchstwahrscheinlich künftig wieder abgerufen werden. Wenn Sie beispielsweise eine Fotoshooting-Kampagne für den Frühling starten, werden Frühlings-Shootings aus der Vergangenheit auf ein höheres Niveau angehoben als zuvor, sodass sie zu Zwecken der Inspiration und erneuten Nutzung leichter zugänglich sind.
Das waren also die acht Beispiele für den Einsatz von KI und fortschrittlichen Analysen, die DAM-Benutzer und -Administratoren auf jedem Schritt des Inhaltslebenszyklus die Arbeit erleichtern.
In meinem nächsten Beitrag - dem letzten dieser Reihe - beschäftige ich mich mit der falschen Annahme, dass bei Abschaffung veralteter DAMs nur einfachere, auf Abteilungen beschränkte Anwendungen eine Lösung bieten.
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